猿も木から落ちる/Saru mo ki kara ochiru: “Auch ein Affe fällt einmal vom Baum“, dieses japanische Sprichwort kam mir in den Sinn, als klar wurde, dass ich, trotz 30 Jahren Japanerfahrung, bei einem Kickoff Meeting mit Japanern einen Kardinalfehler begangen hatte…
First things first, beginnen wir erst einmal damit, den Sinn des Sprichworts zu erfassen!
Es bezieht sich darauf, dass auch der erfahrenste Profi manchmal gegen die Wand läuft, der älteste Affe vom Baum fällt und lehrt uns also, dass diese Tatsache zum Leben dazu gehört.
Alles begann so positiv, denn wir hatten mit dem japanischen General Manager in Deutschland bereits im Vorfeld des Videomeetings die Eckpfeiler des Projekts festgesteckt. Nun ging es in das erste offizielle Meeting mit der japanischen Zentrale, um unseren japanischen Partnern dort zu erläutern, welchen Ablauf wir uns ausgedacht hatten.
Da es eins der größeren japanischen Unternehmen war, waren nicht überrascht, als die sehr sympathische junge Japanerin, die neben 3 anderen älteren Managern ihre Firma vertrat, in sehr gutem Englisch das Meeting eröffnete.
So legten mein Kollege und ich also gleich los und gingen nach einer kurzen Vorstellungsrunde direkt in das Bigger Picture des Projekts und den groben Zeitplan, den wir avisierten. Da keine Fragen gestellt wurden, kamen wir effizient durch die Präsentation und warteten mit Spannung auf Einwände oder Zustimmung der japanischen Partner.
Dementsprechend überrascht waren wir, als die Japaner mit „Vielen Dank für die Ausführungen. Gestatten Sie uns eine Frage, worum geht es in diesem Projekt überhaupt?“ konterten.
Doch da waren wir Affen schon vom Baum gefallen…die japanische Seite hatte unseren Ausführungen überhaupt nicht folgen können. Der Grund war weniger ein Sprachproblem als mehr der sehr un-japanische Aufbau unserer Präsentation.
Wir wollten im Namen der Effizienz schnell den „Macro View“ darstellen, um dann nach einer Einigung darauf später in die Details zu gehen.
Doch das ist nicht die japanische Vorgehensweise, da dort ausgehend von einzelnen und vor allem durch Daten belegbaren Details erst sehr langsam das größere Ziel definiert wird.
Alles, was zu sehr nach Spekulation, Hypothese oder, knallhart gesagt, unbelegtem Wunschdenken „riecht“, fällt durch! Phrasen a la „imagine a world…”, die, wenn charismatisch vorgetragen, beim Pitch Meeting in den USA Wunder bewirken können, verfangen in Japan nicht!
Zurück zu unserem Meeting: Was nun…?
Wie immer begannen wir unsere Recovery Maßnahme mit einer Entschuldigung und dem Versprechen, vor dem nächsten Meeting alle Unterlagen zur Sichtung zuzuschicken. Nachdem wir nunmehr “zurück auf Los” gehen und dadurch unsere Kommunikationsstrategie und vor allem unseren Zeitplan vollkommen umstellen mussten, wurde das Projekt dann doch noch zum Erfolg!
Affen mögen zwar auch vom Baum stürzen, kommen aber auch genau so schnell wieder in die Wipfel!
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