Unter dem Titel „Updating the Japanese way“ ging es um die sich immer weiter verbreitende Erkenntnis in japanischen Firmen, dass viele der traditionellen Prozesse und Strukturen nicht mehr zur globalen Geschäftswelt passen und in vielen Bereichen ein Wandel vollzogen werden muss.
Und doch kommt in vielen unserer Trainings die folgende Frage:
„Bei uns spricht die Zentrale in Japan zwar viel über Wandel und Erneuerung, aber letztendlich bleibt doch alles bei Alten. Warum tut sich Japan damit so schwer?“
Wenn man Change Prozesse in Japan betrachtet, lohnt es sich die folgenden 3 Ebenen einer Firma im Auge zu behalten, um mögliche Hindernisse zu analysieren.
Ebene 1:
Nicht selten sitzen heutzutage in der obersten Ebene Manager, die die anstehenden Herausforderungen durchaus erkennen und aus diesem Grund Modernisierungsmaßnahmen initiieren möchten.
Zu solchen Maßnahmen können das Umstellen des Beförderungs- und Vergütungssystems weg von der traditionellen Seniorität hin zu einer stärkeren Würdigung der individuellen Leistung gehören. Dies führt u.a. dazu, das jetzt viele neue (General) Manager im Durchschnitt weitaus jünger als noch vor 10 Jahren sind.
Ein weiteres Beispiel sind auch Versuche, immer weniger alles von der Zentrale in Japan aus zentral zu steuern, sondern Einheiten wie einzelne Fabriken durch ein „Balanced Score Card“ System unabhängiger, flexibler und letztendlich effizienter zu betreiben.
Durch die Einführung solcher Maßnahmen schließt Japan nach langer Wartezeit zu gängigen Praktiken in Europa und den USA auf.
Ebene 2:
Auf der zweiten Ebene finden wir fast immer eine meist über Jahrzehnte gewachsene Organisation vor, die stark durch starre Prozesse und unflexible Regeln geprägt ist. In dieser werden Traditionen („this has always been the ___ way“) sehr stark betont und nicht einfach so akzeptiert, besonders wenn diese kurzfristig umgesetzt werden sollen.
Diese Tendenz ist natürlich nicht nur in der japanischen Businesskultur vorhanden, kann aber besonders hier dazu führen, dass gegen neue Vorgaben, die von Ebene 1 kommen, zwar nicht offen opponiert wird, diese aber auf mittelfristige Sicht dennoch „versanden“.
Grund hierfür ist meist die fehlende Einbeziehung des Mittelbaus, also der Ebene 2. Diese hat gerade in Japan viele Möglichkeiten, neue, von oben vorgebene Prozesse zwar pro Forma einzuführen, aber in der Realität so lange auszubremsen, bis er als gescheitert gilt.
Ebene 3:
Auf der dritten Ebene findet man die einzelnen Mitarbeiter/innen, die in Japan arbeiten oder als Expatriates in den Niederlassungen tätig sind. Gerade bei den jüngeren Japaner/innen ist eine Tendenz zur stärkeren Individualisierung deutlich zu erkennen. Jüngere japanische Kolleg/innen sind häufig nicht mehr gewillt, bis in den Abend hinein am Arbeitsplatz auszuharren, bloß weil die Tradition gebietet, das das Team nicht vor dem Chef nach Hause gehen darf.
Diese Expatriates erlebt man in der täglichen Zusammenarbeit als weitaus aufgeschlossener und moderner als früher. Viele jüngere Expatriates scheuen sich auch nicht mehr, offen die Schwachstellen des eigenen Unternehmens zu benennen. So werden z.B. schnellere Entscheidungsfindung und offenere Diskussionen eingefordert.
Analyse und Tipps:
Wenn man das Zusammenspiel der 3 Ebenen analysiert, zeigt sich, warum es bei der Modernisierung zu Hindernissen kommen kann.
So macht das Topmanagement (Ebene 1) sinnvolle Vorgaben, die so auch von den meisten einzelnen japanischen Kolleg/innen (Ebene 3) mitgetragen werden. Doch trotzdem ändert sich, von außen betrachtet, auf kurze Sicht wenig bis gar nichts, da die bestehenden Strukturen (Ebene 2) zu große Veränderungen im Hintergrund blockieren.
– Es reicht oft nicht, nur die Ebene 1, also das Management von der Notwendigkeit des Wandels zu überzeugen. Man sollte sich stets aktiv darum bemühen, auch den Mittelbau, sprich die Ebene 2, mit einzubinden.
– Bei der Zusammenarbeit mit Japan sollten für solche Veränderungsprozesse stets ein längerer Zeitrahmen angesetzt werden.
– Die Einbeziehung von Ebene 2 kann nur gelingen, indem man Key Player aus den verschiedenen Abteilungen auf die eigene Seite bringt.