Dieses Mal möchten wir mit einer kleinen bemalten Marmorplatte aus Asien beginnen, die aus den 1750er Jahren stammt und jetzt im Rijksmuseum in Amsterdam ausgestellt ist.
Auf dieser ist ein Paar in westlicher Kleidung zu sehen und in der Bildunterschrift heißt es erläuternd über die Europäer dieser Zeit: „sie tragen Grass, essen von den Bäumen und verachten ihre Herrscher“. (Foto: http://goo.gl/IaTGGy)
Man sieht also, dass sowohl die Wahrnehmung interkultureller Unterschiede als auch darauf basierende Missverständnisse schon vor über 200 Jahren gang und gäbe waren.
Auch heute beruhen interkulturelle Missverständnisse meist auf unterschiedlichen kulturellen Werten. Diese Unterschiede wiederum zeigen sich am Arbeitsplatz oft in Verhaltensweisen, die aus der Sicht der jeweils anderen Kultur keinen Sinn zu machen scheinen.
Oft beruhen interkulturelle Missverständnisse auf unterschiedlichen kulturellen Werten. Diese Unterschiede wiederum zeigen sich im Geschäftsleben häufig in Verhaltensweisen, die aus der Sicht der jeweils anderen Kultur keinen Sinn zu machen scheinen.
Die deutsche Geschäftskultur legt bekanntlich viel Wert auf Zuverlässigkeit und die Einhaltung von gegebenen Zusagen. In JCO Seminaren kommt aber sehr häufig folgende Beschwerde von japanischen Teilnehmern: „Ich habe mich fest darauf verlassen, dass mein deutscher Geschäftspartner etwas für mich erledigen wird, doch wenn ich um 17 Uhr telefonisch nachfrage, ist der/diejenige schon nach Hause gegangen und die Arbeit noch nicht fertig. Haben die Leute denn kein Verantwortungsgefühl?“
Fragt man das deutsche Gegenüber, können sie häufig die Klage überhaupt nicht nachvollziehen und entgegnen: „Wenn ich etwas zusage, mache ich es auch!“
Wir haben es also mit einander widersprechenden Eindrücken zu tun. Es lohnt sich, einen Schritt zurück zu gehen und zuerst die kulturellen Werte zu betrachten.
Es gibt im Japanischen das bekannte Sprichwort „Tsuru no hitokoe“, welches in etwa „ein Wort des Kranichs genügt“ bedeutet. In Japan steht dieser Vogel für Autorität und Weisheit.
In einer eher hierarchischen Gesellschaft wie Japan ist also dem Befehl des Kranichs, der hier für „der Kunde oder Vorgesetzte“ steht, unbedingt Folge zu leisten.
Gehen wir zum Ausgangsszenario zurück, zeigt sich die Wurzel des Missverständnisses. In Japan ist bei einer Bitte des Kunden klar, dass dieser Auftrag äußerste Priorität hat, auch wenn er noch so beiläufig geäußert wurde. Das heißt, er steht automatisch ganz oben auf der To-do-Liste des Dienstleisters/Lieferanten.
In Deutschland hingegen, wo die Verantwortlichkeit für das eigene Aufgabenfeld sehr stark betont wird, hat üblicherweise jeder Mitarbeiter die Tätigkeiten für den Arbeitstag nach seiner Einschätzung priorisiert. Wenn der Kunde oder Chef in so einer Arbeitskultur um etwas bittet, rutscht diese sehr oft an das Ende der To-do-Liste und wird eventuell erst am nächsten Tag abgearbeitet, nachdem alle vorher angefallenen Arbeiten erledigt sind.
Subjektiv gesehen haben beide Parteien nichts falsch gemacht und doch kommt es zu Problemen, die durchaus die Zusammenarbeit beeinträchtigen können.
Wir empfehlen in so einem Fall nicht die Übernahme der anderen kulturellen Werte, sondern lediglich eine verstärkte Kommunikation, in der die Erwartungen des japanischen Gegenüber klar thematisiert werden.
Die simple Frage:
„By when do you need it? Will tomorrow afternoon be early enough.“
beugt dem genannten Problem vor.
Wird der als Deadline zusagte Termin jedes Mal eingehalten, wird man auch in den Augen der japanischen Partner als zuverlässig gelten.