„Warum sind Japaner so pedantisch und versuchen alles zu 100% zu planen? Manchmal muss man einfach abwarten, wie es in der Realität abläuft!“
Japan liegt an der Bruchstelle von 4 tektonischen Platten und seit dort Menschen leben, besteht eine ständige konkrete Bedrohung nicht nur durch Erdbeben, sondern auch durch Sturmfluten/Tsunamis, Taifune und Vulkane.
Das heißt, dass das Leben dort, bedingt durch nicht vorhersagbare Naturkatastrophen, von einem extrem hohen Grundrisiko geprägt ist.
Erst dieses Jahr wurde Japan von Taifunen, Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht, die viele Menschenleben kosteten. Diese Erfahrung hat über Jahrtausende die japanische Denkweise stark beeinflusst.
Als Reaktion darauf legen die japanische Kultur und daher auch die Geschäftskultur extremen Wert darauf, alle Elemente des Lebens, die man durch Planung beeinflussen kann, bis ins kleinste Detail fest zu legen.
Darin kann man durchaus den Versuch sehen, der Unwägbarkeit der Natur als Schutz durch höchstmögliche Genauigkeit in Planung und Durchführung etwas entgegen zusetzen.
Im Gegensatz zu hierzulande sind diese Schilder aber meist keine Verbote, auf denen wie hier eine Regel und dazu auch die Strafe bei Vergehen genannt werden. Es sind eher Anleitungen/Hinweise im Sinne von „Lasst uns doch alle freiwillig an diese Abläufe und Vorgaben halten, dann läuft alles nach Plan und es gibt keine bösen Überraschungen!„
Daher wird in jeder Zusammenarbeit mit Japanern, gleich zu welchem Thema, in 99% der Fälle nicht erst mal das große Ganze definiert, bevor man zu den konkreten Einzelheiten fortschreitet. Vielmehr wird in Japan immer aus der Summe der Details das Endziel erschlossen.
Hierbei gilt, dass ein Projekt nur bei einer genauen Definition jedes einzelnen Schritts akzeptiert werden kann. Dieses geschieht nicht aus Boshaftig- oder Pingeligkeit, sondern aus einer grundlegenden Inkompatibiltät des Konzepts der „Improvisation“ mit der japanischen Denkweise.
Das Motto „jetzt schauen wir mal, dann sehen wir schon, denn man kann nicht alles planen“ ist für japanische Firmen oder Organisationen nicht nachvollziehbar.
Ein japanischer Ingenieur in einem Training fasste das sehr bildlich zusammen:
„In Japan verkaufen wir üblicherweise Sensoren, die nach sehr langer Entwicklungszeit eine Ausfallquote von 1 in 1 Million Vorgängen haben. Das entspricht dem Wunsch des japanischen Markts.
Ich war offen gesagt schockiert, als ich hier in Europa erkannt habe, dass man sich nicht diese extrem niedrige Ausfallrate zum Entwicklungsziel setzt, sondern stattdessen einfach 2 Sensoren mit schlechteren Werten hintereinander schaltet. Dann fungiert der zweite als Backup, falls der erste ausfällt. Diese Art von „Schummelei“ ist für Japaner schwer zu akzeptieren“.
Man könnte also diesen tiefgehenden Unterschied in der Art, wie man solche technischen Probleme löst, als „Sensorengraben“ bezeichnen, der sich zwischen den Kulturen auftut…
Hier die wichtigsten Tipps:
– Vermeiden Sie wenn möglich Überraschungen oder Abweichungen vom Plan! Ist dies nicht möglich, liefern Sie bitte sofort eine ausführliche Erklärung dafür.
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